19March 2005
Erster neuseeländischer Gipfel
Bestens erholt und voll Tatendrang zog es uns wieder in die Berge. Nur wohin als nächstes? So viele geniale Möglichkeiten! Z.B. den 3-Tages-Riverwalk (Wilkin-Young-Circuit) mit der Überschreitung des Gillespie Pass als Bonbon. Hmmmm, dieser Track scheint sich allerdings seit der Aufnahme in den Lonely Planet Tramping in New Zealand zur Hip-Tour im Mt. Aspiring National Park gemausert zu haben. Nach so viel Einsamkeit wieder mit 40 Leuten auf einer 20-Bunks-Hütte??? Vielleicht schlagen wir uns doch lieber auf die östliche Seite des SHW6? Über die Brewster Hut auf den Mt. Armstrong klingt klasse!
Fantail Falls -> 3-4 h -> Brewster Hut -> 2h -> Mt. Armstrong -> 1,5 h -> Brewster Hut -> 2-3h -> Fantail Falls
Knee-bender und Atemnot
Ich gebe zu, um 16 Uhr mit dem 3-4-Stunden-Aufstieg zu beginnen war ein bisschen spät. Und es wäre wohl auch cleverer gewesen, wenn Andreas, der Ute-Motivator bei diesem verdammt steilen Anstieg (nach dem Motto Umdrehen gilt nicht!) die Topo-Karte gehabt hätte, denn ich hatte sie mit meinem fotografischen Gedächtnis eh „gespeichert“ und im Bergziegenschritt losgezogen.
Erstaunlicherweise stand in der Tourenbeschreibung, dass es sich durchaus lohnt den Fluss zu Beginn ohne Schuhe zu überqueren, da der Rest des Weges trockenen Fußes zu bewältigen ist. Na denn! Kaum die Schuhe wieder angezogen blickten wir verwirrt zum Trackeinstieg. Die komplett unterhöhlte Abbruchkante – so ein Fluss hat echt Gewalt – ließ sich, dank ein paar Wurzeln, dann doch hoch klettern. Ich folgte den knallorangenen Pfeilmarkierungen nach links und wunderte mich wo Ute abblieb. Sie hatte sich für die Direttissima entschieden und kletterte den Steilhang auf allen Vieren hinauf bis Andreas von unten rief. Ute was machst Du denn da oben, ich glaub der Weg geht links ab! – Oh nee!!! Vielleicht hätte Ute diesen Wink mit dem Zaunpfahl ernst nehmen und ihre bislang spaßig gemeinte Bemerkung „nächstes mal warte ich am Parkplatz auf Euch!“ beherzigen sollen; der Aufstieg war scheißen anstrengend. Am Parkplatz hatten wir noch zwei junge durchtrainierte Franzosen getroffen, die nur meinten: you wanna go now? It is very steep! Mir lief die Brühe nur so runter und bei manch besonders steilem Stück dachte ich nur: Ute wird uns hassen ….
Ein klassischer Kiwi-Waldweg, einfach gerade hoch, für was bracht der Mensch Serpentinen?
Letztendlich schafften wir es dann doch alle – früher oder später. Als ich die Hütte erreichte, stockte mir der Atem. Nein! Die verdammte Tür ging nicht auf. Eine Privathütte oder was? Ich stand vor dieser dreieckigen Geheimtür und konnte weder Griff noch Knauf entdecken. Es würde maximal noch eine halbe Stunde hell sein und mehr als zwei Leute können im Zelt nicht unterkriechen. Das Schild Hold door up to close führte dann zur Lösung des Türrätsels: sie ließ sich auch durch Anheben öffnen . Irres Prinzip!
Wir hatten gelesen, dass die Hütte nur 4 Bunks und keinen Ofen hat, aber wir hatten nicht damit gerechnet noch auf Wassersuche gehen zu müssen. Wir hörten zwar einen gewaltigen Fluss rauschen, doch bis zu diesem Fluss würden wir mindestens eine Stunde unterwegs sein. Zum Glück fanden wir etwas abseits der Hütte noch ein klägliches Rinnsal. Im Dunkeln bereiteten wir unser leckeres Bergsteigermenü (Katzenfutter deluxe) zu und die Beine fühlten sich schon etwas weniger schwer an.
Da wir alleine auf der Brewster Hut waren, konnten wir das Zelt und die Isomatten getrost in die Ecke legen, die wir für den wegen Überfüllung geschlossen Fall mit hochgeschleppt hatten. Ute und Andreas nahmen es mir zum Glück nicht übel, dass ich dank komplett verstopfter Nase, die ganze Nacht vor mich hin röchelte.
Immer graad d’ Buckel nuff
Phantastisch, auf 1500 Meter bei Sonnenschein und Panoramablick aufwachen.
Mt. Brewster lockte gewaltig, doch ohne Steigeisen und Pickel war da nichts zu machen. Unser Ziel war der Aussichtsgipfel des Mt. Armstrong. Wir ließen es gemütlich angehen, da es bis zum Gipfel nur noch 2 Stunden waren. Irgendwo gab es vielleicht auch eine Route, doch von unten war sie nicht auszumachen, also stapften wir den Grashang direkt hinauf.
Kurz vor dem Gipfel noch über ein Schneefeld und die letzten Meter wie immer durchs Geröll. Wow!!!! Der Blick ins Makarora Tal haute uns alle um.
Die frische Brise trieb uns vom Gipfel. Beim Abstieg schlug die Erkältung langsam zu. Ich spürte, dass ich doch nicht ganz fit war. Wieder an der Hütte musste ich mich erst mal ablegen während Ute und Andreas gemütlich vor sich hingammelten.
Am nächsten Morgen hingen die Wolken in den Bergen. Wir hatten das gute Wetter voll ausgeschöpft und machten uns an den Abstieg durch den Märchenwald, den wir dieses Mal alle viel mehr genießen konnten .