19February 2005
Mein Lieblingsnationalpark
Vor 12 Jahren gab es genau einen Great Walk, den Milford Sound. Durch was sich “Great Walks” auszeichnen? Die Hütten kosten 5-8 Mal so viel wie normalerweise (25-40 NZ$/Nacht), dafür gibt es dort einen Hut Warden, der jeden Morgen den aktuellen Wetterbericht bekannt gibt. Ansonsten sind die Hütten einfach ein bisschen größer – in der Regel 40 bunks – und ganz entscheidend: man kann nicht einfach loslaufen, nein, man muss sich einen Schlafplatz reservieren!! Da von Europa aus gebuchte Wander-Reisegruppen „nur“ die Great Walks – mittlerweile gibt es derer fünf: Milford, Kepler, Routeburn, Abel Tasman und Tongeriro – abwandern, sind diese z.T. bis Ende April komplett ausgebucht.
Da wir einfach nicht wissen wo wir in zwei Wochen sein werden und natürlich auch spontan Schönwetterperioden ausnützen wollen, werden wir wohl nur einen Great Walk – den Routeburn – machen. Entweder wir haben Glück und es gibt aufgrund von Absagen noch 3 freie Plätze oder wir ziehen mit dem Zelt los….. Bis dahin schlagen wir uns in „unbekanntere“ Bergregionen. Die Zeiten in denen der Nelson Lake National Park ein Geheimtip war sind längst vorbei, dennoch ist es für mich noch immer einer der schönsten alpinen Parks!
Unbekanntes Terrain im Nelson Lake National Park
50 Kilometer in 4 Tagen
Mt. Robert Car Park -> 2,5 h -> Bushline Hut (14 bunks, 1200m) -> 4-7 h (over Robert Ridge) -> Angelus Hut (36 bunks, 1650m) -> 5-7 h (over Sunset Saddle) -> Hopeless Hut (6 bunks, 1200m) -> 6-8 h -> Mt. Robert Car Park
Ein paar letzte Regentropfen bekamen wir doch noch ab, als wir die Rucksäcke schulterten, doch nach und nach zog es immer mehr auf. Dank des Supertip von Alan “take the Peddy’s Track and stay one night at Bushline Hut” genossen wir superschöne Ausblicke und erreichten nach 1,5 Stunden sanften Anstieg die traumhaft gelegene Bushline Hut.
In der Hütte waren gerade mal 3 Leute, die der Regen beim Aufstieg voll erwischt hatte. So brannte schon ein Feuerchen im Ofen zum Trocknen ihrer Klamotten. Bis wir den Kocher für unser Abendessen anwarfen, schlüpften die anderen bereits in ihre Schlafsäcke. Super, dieses Mal hatten wir sogar an die Kerzen gedacht!
Roberts Ridge
Phantastisch, blauer Himmel und Sonnenschein. Bestes Wetter um über den Roberts Ridge zur Angelus Hut zu wandern. Vier Stunden lang, immer den Grat entlang bei herrliche Aussicht egal wohin man blickt. Am Ende des Grats liegt die Angelus Hut in einer Mulde, direkt am Angelus See.
Sauwetter
Wetteronline lag mit seiner Prognose mal wieder genau richtig. Am Mittwoch saßen wir faul am See und genossen die Aussicht bis die Wolken den Mount Angelus komplett eingehüllt hatten und am Donnerstag hatte uns dann das prognostizierte Sauwetter erreicht. Es regnete in Strömen und der Wind pfiff um die Hütte. Es waren Windgeschwindigkeiten bis zu 70 km angesagt! Von den 20 Leuten, die mit uns die letzte Nacht verbracht hatten, machten sich 17 auf den Weg nach St. Arnaud. Erstaunlicherweise die meisten über den Grat; das war bestimmt kein Spaß!! Mal sehen was die beiden lustigen Tschechen – Lucie und Thomas – berichten werden, wie es Ihnen in Jeans (!) ergangen ist!
Wir hatten ausreichend Essen dabei um eine weitere Nacht auf der Angelus Hut verbringen zu können. Wir heizten kräftig ein und verbrachten den Tag mit lesen und spielen. John, der als ehrenamtlicher Hut Warden für den DOC arbeitet, meinte, dass es am nächsten Tag aufklaren soll. Er ist für seine 68 Jahre verdammt fit. Wir haben uns alle total über seine Hütten-Outdoorschuhe bepfiffen: zwei leere Toasttüten!!!
Sahnebonbon
Als war am nächsten Morgen die Augen aufschlugen erblickten wir einen strahlend blauen Himmel. Es war zwar noch verdammt kalt, draußen lag Frost und in der Hütte konnte man den eigenen Atem sehen, doch wir wussten, bestes Wetter für eine kleine Sondertour, die uns John verraten hatte. Es gibt nämlich nicht nur die drei in den Karten eingezeichneten Wege, sondern noch einen vierten über den Sunset Saddle zur Hopeless Hut.
Wer Karten lesen kann (klar, wir als Geographen sind da natürlich Profis), dem stehen unzählige unmarkierte Routen offen. Richtig tolle Touren!! Wir entdeckten beim Aufstieg durchs Geröll hier und da ein Steinmännchen, ansonsten folgten wir einfach der logischen Linie Richtung Sattel. Dort mussten wir erst mal ein Stündchen den umwerfenden Ausblick genießen.
Die Berge haben hier schon lustige Namen, z.B. Mt. Horrible oder Mt. Misery. Wir blickten genau auf Mt. Hopeless . Vor uns lag eine ca. 2-3 km lange Steinwüste. Mit der Zeit wurden wir immer geschickter im „von-Stein-zu-Stein-springen“ und 1,5 Stunden später konnten wir über die Kante in das Hopeless Valley blicken. Einfach nur feist! Und zur Krönung noch ein Snickers, denn was die Cola in Asien war, ist das Snickers in Neuseeland!!
Die Hopeless Hut hat nur 6 bunks und manchmal muss man ein bisschen hinne machen, dass man noch ein Bett bekommt, doch da die Hütte abseits jeder Rundtour liegt, zogen wir es vor noch zwei Stündchen in der Sonne zu dösen und dann erst durch das Schotterfeld die letzten Höhenmeter abzufahren. Das war ein Schotterfeld erster Sahne! Machte echt Laune!
In der Hütte war bereits ein französisches Pärchen, c’est ca! Die beiden kuckten etwas grummelig aus der Wäsche. „We don’t like hiking in New Zealand. You always have to hike two days in the forest to have one day above the bushline. That’s really frustrating!” Ja, im Gegensatz zu uns hatten sie heute 8 Stunden Wald hinter sich. Aber was für Wald! Ich hab noch nie so geniale Mooswälder gesehen wie in Neuseeland! Und ich bin definitiv auch ein Alpin- und kein Waldfreak!! Wir durften unsere Französisch-Kenntnisse rauskramen, da die Frau kein Englisch sprach. Und beim Essen zeigte sich, dass es wahre Franzosen waren. Sie kochten jede Menge frisches Gemüse und zum Dessert: bereiteten sie ein Schokoladen-Fondue zu. Wow! Ich sag nur: savoir vivre!!
Ein verdammt langer Tag
Die Hopeless Hut ist wirklich ein supergemütliches Hüttchen. Die Franzosen waren früh zum Sunset Saddle aufgebrochen und bei uns standen nun die 21 km durch den Wald auf dem Programm. Nach den ersten 4 Stunden hatte ich dann langsam auch genug. Während Andreas tagelang auf ebener Strecke laufen kann, brauche ich immer einen Berg dazwischen….. Na denn, Endspurt nach dem Motto: wer schneller rennt kommt früher an!