28January 2005
Mount Somers Subalpine Walkway
Shuttle Service
Auch wir werden alter, bequemer und ein bisschen ängstlicher was unseren Reisebesitz – insbesondere die Laptops – angeht. Während es vor 10 Jahren in Neuseeland so gut wie keine Kriminalität gab, gehört heute das Aufbrechen von Campervans leider zum Alltag. Fast jeder Kiwi mit dem wir gesprochen haben, hat sogleich gewarnt: Don’t leave anything in your car while you are tramping! Es ist zwar noch nicht so schlimm wie in Südfrankreich oder an der spanischen Küste, doch die easy-peacy-Zeiten sind auch hier Geschichte.
Die meisten Tracks enden nicht am Startpunkt sondern ein paar Gebirgsketten weiter. Wir haben also nicht nur die Sorge wohin mit unserem Krempel? sondern auch wie kommen wir wieder zu unserem Red Charly? Die Zufahrtswege zu den einsamen Wanderparkplätzen sind in der Regel nicht gerade hochfrequentiert, d.h. beim Trampen kann man schon mal auf halber Strecke hängen bleiben.
Zumindest für den Mt. Somers Walkway bereitete uns all dies herzlich wenig Kopfzerbrechen. Farmbesitzer in Staveley bieten folgenden Service an: sie fahren einen zum Einstieg des Tracks und nehmen dann das Fahrzeug mit auf ihre Farm, wo man es nach der Wanderung wieder abholt. Pretty simple, pretty safe, moderate price.
Bis wir Christchurch nach einem letzten Hompage-Update und einem Grosseinkauf im Pack’n Save endgültig den Rücken gekehrt hatten war es schon später Nachmittag. Um 18 Uhr standen wir dann fertig gepackt am Woolshed Car Park. Für diejenigen, die es noch bis ans andere Ende der Welt geschafft haben: neuseeländische Hütten unterschieden sich deutlich von europäischen Alpenhütten. Hier heißt es Schlafsack, Kocher und Essen einpacken, denn die Hütten bieten außer einer Schlafmöglichkeit keinen weiteren Komfort. Und im Gegensatz zu den Alpen, wo in manchen Hütten über 200 Personen Platz finden, haben hier die meisten Hütten zwischen 10 und 20 bunks, manche auch deutlich weniger; haben also eher Hundehüttencharakter . Wir mussten nur noch die Entscheidung treffen, ob wir die Iso-Matten auch mitnehmen, für den Fall, dass die Hütten voll sind. Ein Blick ins intention book (wer bin ich? Wo will ich hin? Wo muss man mich suchen, falls ich nicht zurückkehre?) zeigte, dass heute gerade mal eine 5-köpfige Familie Richtung Mount Somers Hut aufgebrochen war. Bei 14 bunks sollte das passen, wir ließen die Isos im Auto!
Als wir gegen 21 Uhr die Hütte erreichten, gab es genau noch 2 freie bunks. Glück gehabt!
Doch die Iso-Matten hätten uns auch nicht viel gebracht, denn in dieser kleinen Hütte gab es kaum Platz um zwei Matten nebeneinander auszubreiten!
Heuschnupfen Attacke
Ich hatte erfolgreich verdrängt wie supernervig Heuschnupfen sein kann. Dies ist wohl der einzige Nachteil des plötzlich ausgebrochenen Sommers: Pollen gibt es en masse! Auf diesem Track durchstreiften wir eine Süßgräserwiese nach der anderen und es dauerte nicht lange bis eine Niesattacke von der nächsten abgelöst wurde. Meine Nase glich einem rot-knolligen, dauertriefenden Etwas.
Als ich am nächsten Morgen in der Hütte meine juckenden Augen aufschlug, mühsam nach Luft rang und mit der Zunge die Eiterknöllchen meines Halses betastete, wusste ich: so schlimm hatte es mich schon lange nicht mehr erwischt. Voll Zuversicht warf ich mir ein weiteres Antihistamin-Pillchen ein, irgendwann müssen die Dinger ja mal wirken….
Eine richtig nette Einlauftour
17 Kilometer in 3 Tagen
Woolshed Creek Car Park—> 2,5 h—> Mt. Somers Hut (14 bunks)—> 3-4 h—> Pinnacles Hut (19 bunks)—> 3-4 h—> Sharplin Falls Car Park—> 0,5 h—> Staveley.
Man kann die 17 km natürlich auch in einer ausgedehnten Tagestour bewältigen, doch mit zwei Übernachtungen war es die perfekte Einlauftour (Hi Ute, keine Bange, wir werden mit Dir auch eine nice-and-easy/getting-used-to-hiking-tour machen!). Nie mehr als 300 Höhenmeter Aufstieg pro Tag und dabei herrliche Ausblicke genießen, so macht das Laune. Für mich als alte Berggams, die die Felsen liebt, war das zwar ein rechter Grashatscher, doch wie Andreas immer so schön sagt: jede Landschaft hat ihre Reize!
Es war einfach genial im Freien zu köcheln und mangelnden Hunger gibt es beim Wandern ja nie . Und da wir am zweiten Tag schon am frühen Nachmittag die Pinnacle Hut erreicht hatten, blieb auch ausgiebig Zeit zum Lesen!
Nur die Sandflies, die jeder Neuseelandreisende kennen und hassen lernt, sind eine rechte Plage. Je nach Region treten sie in überschaubaren Schwärmen (wie auf unserer Tour) oder im Millionenverbund (wie z.B. im Fjordland) auf. Winzig kleine Biester deren Stiche noch Tage später gemein jucken!
Verrückte Viecher
Keas sind wirklich irre Vögel. Irre in jeder Hinsicht. Sie haben definitiv einen Plastik/Gummi-Fetisch! So machen sie sich z.B. mit Vorliebe über Scheibenwischergummis her! Sie sind aber nicht wirklich wählerisch. Ein nachts vor der Hütte vergessener Wanderschuh wird auch schon mal in Einzelteile zerlegt (wir haben die Überreste unter der Pinnacle-Hütte gesehen!). Wir hatten viel Spaß beim Beobachten dieser neugierigen Kreaturen. Andreas hat ein paar Steine in eine Plastiktüte gepackt und sich einen Keks gefreut als sie diese nach und nach zerlegten.