24December 2004
Den Mekong stromaufwärts
Die Strecke zwischen Luang Prabang und Houay Xai an der thailändischen Grenze lässt sich am „bequemsten“ mit dem Boot zurücklegen.
„Slow Boat“ contra „Speed Boat“
Nach allem was wir über speed boats gehört hatten – Sturzhelm auf und mit 80 bis 100 kmh den Mekong entlanggebraust – entschieden wir uns leichten Herzens für ein slow boat, das für diese Strecke einen Tag länger, also zwei Tage benötigt.
Wir haben unsere Entscheidung nicht bereut! Fassungslos starrten wir den speed boats hinterher, die an uns vorbeidonnerten. Halb liegend halb sitzend, den Oberkörper fest in die Rettungsdecke geschnallt, einen „Crash Helmet“ auf dem Kopf, bretterten die Speed-Boat-Reisenden den Mekong entlang. Wir beneideten sie nicht das kleinste bisschen. Mit ohrenbetäubendem Gedröhn schossen die knallbunt angestrichenen Nussschalen, made in Thailand, wie eine Rakete über das Wasser. Der Steuermann muss höllisch aufpassen, denn im Mekong lauern Äste, gigantische Felsen und gurgelnde Wirbel. Bei diesem Tempo wird die „nette Mekongtour“ schnell zur Höllenfahrt.
Dem Strom entgegen
Welch weise Entscheidung den Nordwestkringel im Uhrzeigersinn anzugehen. Während sich auf den flußabwärtigen Booten zwei Westler eine Holzbank teilten und jeder freie Zwischenraum zur Sitzgelegenheit umfunktioniert wurde, kamen wir in den Genuss einer eigenen Sitzbank. Richtung Luang Prabang tummelten sich 60-70 Touristen auf einem Holzkahn. In unserer Richtung waren wir am ersten Tag 8, am zweiten Tag – Weihnachten – gerade mal 4 Touristen! Nice one!!!
Das Zwiebelprinzip
Luang Prabang liegt vormittags unter einer geschlossenen Wolkendecke. Erst gegen 11 Uhr kämpft sich die Sonne durch die Wolken, löst diese nach und nach auf und spendet die ersehnte Wärme. Wir wussten, dass es in den Morgenstunden auf dem Boot aufgrund des Fahrtwindes richtig kalt sein würde. Nach dem Zwiebelprinzip brachte ich es auf 5 Schichten: T-Shirt, langärmliches T-Shirt, Fleece, dünnen Kordjacke und Regencape. In den wenigen sonnigen Stunden konnte ich meine 5 Schichten auf 2 reduzieren. Nachdem die Sonne hinter den Hügeln verschwunden war, hatten wir noch 2,5 Stunden bis Pakbeng, das wir erst im Stockdunkeln erreichten. Zum Glück gibt es in diesem letzten Abschnitt kaum Felsen, denn diese Boote verfügen über keinerlei Scheinwerfer! Diese letzte Stunden konnten wir uns in laotischem Stoizismus üben: Kälte macht mir doch nichts aus! Stimmte natürlich nicht, wir froren alle vor uns hin. Mir war so kalt als wir Pakbeng erreichten, dass ich mit dem Gedanken spielte, dort einen Tag Pause einzulegen, nur um ein bisschen Sonne und Wärme zu genießen, bevor es wieder aufs Boot geht. Doch nach einer ausgedehnten Nacht waren die Bibberstunden des Vortages (fast) vergessen und ich war für die nächste 8 bis 10-stündige Bootsfahrt – zumindest seelisch – gewappnet.
Xmas
Wir Glückskinder! Am zweiten Bootstag hatten wir ein komfortableres Boot, dessen Motor deutlich leiser vor sich hinbrummte. Wir mussten uns nicht mal mehr anschreien! Der Motor ist das Herz des Bootes und wird entsprechend während der Fahrt gehegt und gepflegt. Denn wenn er nicht läuft bedeutet dies einen finanziellen Totalausfall.
Am Hafen erwarteten uns vier Touristen erstaunlicherweise keine Tuk-Tuks, um uns ins Zentrum zu fahren. Doch nach 9 Stunden auf diesem Holzbock waren die 15 Minuten Fußmarsch eher eine Wohltat. Wir feierten Weihnachten mit Suzi, unserer Bootsbekanntschaft, in einer für laotische Verhältnisse supernetten Bar.