01December 2004
Die Roten Khmer in Phnom Penh
Eine Stadt wird “evakuiert”
Die landesweite Herrschaft der Roten Khmer (auch bekannt als die Pol Pot Aera) dauerte kaum 4 Jahre. In dieser Zeit zerstoerten die Roten Khmer, die ein agrarsozialistisches Staat schaffen wollten, nicht nur die gesamte Infrastruktur des Landes, sondern brachten auch 1,4 Millionen Kambodschanern den Tot, d.h. einem Viertel (!!) der Bevoelkerung. Waehrend die meisten Kambodschaner aufgrund von Unterernaehrung, Krankheit und Ueberarbeitung auf dem Lande umkamen (die gesamte Stadtbevoelkerung wurde mit einem Schlag auf das Land zum Arbeiten geschickt), wurden Intellektuelle, Aerzte, Militaers und Verwaltungsangestellte unter dem Verdacht der Konterrevolution verhaftet und fast ausnahmslos getoetet. Wie alle anderen Staedte wurde auch Phnom Penh innerhalb kuerzester Zeit fuer 3 Jahre, 8 Monate und 20 Tage entvoelkert.
Vor diesem historischen Hintergrund betrachtet, hat sich die Stadt schnell erholt. Der Aufschwung, der mit der Liberalisierung Ende der 90 Jahre in dem immer noch “sozialistischen” Land eingesetzt hat ist ueberall spuerbar. Dennoch ist nicht zu uebersehen, dass man sich in einem der aermsten Laender der Welt bewegt. Leute leben auf der Strasse, Familien “wohnen” in ihrem Foodstall oder funktionieren ihr Restaurant nachts in einen Schlaf-Wohn-Raum um. Moto-Fahrer naechtigen gemeinsam mit anderen direkt neben der Hauptstrasse auf ihren Mopeds.
Grundsaetzlich ist Phnom Penh nicht unbedingt mit touristischen Sehenswuerdigkeiten ueberladen, doch allemal spannend; zumal wir oft auch nur das Leben beobachten wollen anstatt noch einen weiteren Tempel oder noch ein Museum zu besuchen. Bleibenden Eindruck hat bei uns auf jeden Fall das Gefaengnis S-21 fuer politische Gefangene hinterlassen. Rund 14.000 “Konterrevulutionaere” sind in der ehemalige Schule untergebracht und gefoltert worden, bevor sie zu dem Killing Fields gebracht und getoetet wurden.
Fuer uns Aussenstehende bleibt dieser Teil der Geschichte oft abstrakt. Er wird nur dann sichtbar, wenn z.B. der Guesthouse-Besitzer in Kampot erzaehlt, dass er das zweite Mal verheiratet ist, er seine Frau und einen Sohn durch die Roten Khmer verloren hat, der Mann seiner zweiten Frau ebenfalls durch sie getoetet wurde. Der crazy taxi driver erzaehlte Manuela, Wouter und Nicholas, dass seine ganze Familie getoetet worden war und zeigte ihnen auf dem Weg zum Dschungel-Reservat mit Traenen in den Augen, wo die roten Khmer ihre Opfer von den Klippen geworfen hatten.